Ein goldenes Windrad, welches vor dem Hamburg Messe Gebäude installiert wird. Das Messegebäude wird schräg von unten gezeigt.

Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft: Schifffahrtsbranche setzt auf der SMM klaren Kurs in Richtung Klimaschutz

Am Freitag endete die 30. SMM, die vom 6. bis 9. September in den Hamburger Messehallen stattfand. Bei der Jubiläumsausgabe der Weltleitmesse zeigte sich die maritime Wirtschaft entschlossen, die Energiewende in Angriff zu nehmen. Organisatoren, Ausstellende und Fachbesuchende zogen eine durchweg positive Bilanz der Veranstaltung.

Die Begeisterung war mit Händen zu greifen: Nach vier Jahren Wartezeit traf sich die internationale maritime Community endlich wieder zur SMM in Hamburg: 2.000 ausstellende Unternehmen und mehr als 30.000 Fachbesucherinnen und Fachbesucher aus über 100 Ländern bildeten damit für vier Tage die „United Nations of Shipbuilding“. „Die Vorfreude und die Erwartungshaltung in der Branche waren enorm. Umso mehr begeistert es mich, dass wir unsere Position als Weltleitmesse erneut unter Beweis stellen konnten“, sagt Bernd Aufderheide, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress. Die maritime Energiewende und die dafür notwendige Technologie und Expertise sowie der klare Wille zum Wandel bildeten den roten Faden auf dem komplett belegten Messegelände und im begleitenden Konferenzprogramm der SMM. 

Die besondere Bedeutung der Schifffahrtsindustrie für das Erreichen der Klimaziele zeigte sich auch an der anwesenden politischen Prominenz. Kitack Lim, Generalsekretär der Weltschifffahrtsorganisation IMO, war bei seinem Messerundgang sichtlich beeindruckt vom großen Angebot innovativer Technologien. Bundeskanzler Olaf Scholz, Schirmherr der SMM, sagte in einer Videobotschaft, es sei mehr als willkommen, dass die SMM ihren Fokus auf klimafreundliche Technologien gelegt habe, denn „jede Innovation im maritimen Sektor nützt der globalen Ökonomie als Ganzes“. Die Maritime Koordinatorin der Bundesregierung, Claudia Müller, lobte das Motto „Driving the maritime transition“ der 30. SMM: „Es beschreibt perfekt die Herausforderungen, vor denen die maritime Industrie heute steht, und macht gleichzeitig deutlich, dass wir diese Veränderungen vorantreiben.“

Klimaneutralität im Visier

Die SMM liefert dafür wichtige Impulse, meint Knut Ørbeck-Nilssen, CEO von DNV Maritime, dem Hauptsponsor der Weltleitmesse: „Die SMM ist eine der besten Veranstaltungen im maritimen Kalender, sie ist wirklich global und mit ihrem Schwerpunkt auf Innovation bekommt man einen Einblick in die Zukunft der Schifffahrt.“

Das von der Branche selbst gesteckte Ziel steht: klimaneutrale Schifffahrt bis 2050. Gebraucht werden dafür praktikable Lösungen von Ingenieurdienstleistern, Werften und Zulieferern, aber auch von Treibstoffproduzenten. „Die SMM ist als Marktplatz der Innovationen eine wichtige Basis für Investitionsentscheidungen deutscher Reedereien. Im Fokus steht dabei die klimagerechte Transformation der maritimen Wirtschaft”, sagt Dr. Martin Kröger, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder. „Wir sind dazu mit Schiffbau- und Zulieferunternehmen in aller Welt und Fachleuten im Gespräch. Viele von ihnen trifft man auf der SMM in Hamburg.“

Technologien für die Energiewende

Nicht umsonst ist die SMM die internationale Plattform der maritimen Industrie, vom kleinen Start-up bis zum Weltmarktführer. So stellte der Antriebsspezialist Wärtsilä Voyage sein neues Fleet Optimisation System (FOS) vor. „Die ganzheitliche Datenanalyse-, Reiseplanungs- und Flottenleistungsplattform kann maritimen Akteuren helfen, Schiffe und Flotten mit optimaler Sicherheit, Effizienz und Nachhaltigkeit zu betreiben“, erklärt Sean Fernback, President von Wärtsilä Voyage.

Der Motorenhersteller Rolls-Royce präsentierte Brennstoffzellenkonzepte, Hybridsysteme und Motoren, die mit E-Methanol laufen sollen. „Wir setzen für die Zukunft ganz klar auf diesen Schiffskraftstoff und wollen hier als Pionier vorangehen“, so Denise Kurtulus, Vice President Global Marine bei Rolls-Royce.

Die Mecklenburgische Metallguss (MMG) hat strömungsoptimierte Schiffspropeller im Portfolio, mit denen beispielsweise Hapag-Lloyd zahlreiche seiner Bestandsschiffe nachrüstet. Sprit- und CO2-Ersparnis: mehr als zehn Prozent. Stellvertretend dafür begrüßte ein effizienter MMG-Propeller die Fachbesuchenden am Eingang der SMM.

Der Technologiekonzern ABB zeigte einen neuen Halbleiter-Leistungsschalter für die nächste Generation von sicheren und energieeffizienten Gleichstromsystemen. Thorsten Strassel, Global Product Manager bei ABB: „Die SMM ist eine ideale Plattform, um diese innovative Technologie vorzustellen, die die Energiewende im Schifffahrtssektor unterstützen wird.“ Erneuerbare Energien, Batteriespeicher und intelligente Netze seien ein wesentlicher Faktor, um die Schifffahrtsindustrie nachhaltiger zu machen.

RWO, ein führender Anbieter von smarten Wassermanagementlösungen, hat im Rahmen der Weltleitmesse seinen neuesten Ölabscheider (OWS) vorgestellt. „Wir freuen uns, den Reedern größerer Schiffe eine effiziente, flexible und kostengünstige OWS-Lösung anbieten zu können, die sowohl für Neubauten als auch für Nachrüstungsprojekte geeignet ist", sagt RWO-Geschäftsführer Stratos Papamichalis.

Nachrüstung – also Retrofitting – war ohnehin eines der großen Themen der SMM. Denn eine der Herausforderungen besteht darin, die aktuell 60.000 Handelsschiffe sukzessive umwelt- und klimafreundlicher zu machen. Dies sei ein gewaltiger Markt auch für Europas Zulieferindustrie, wie Stephen Gordon, Geschäftsführer von Clarksons Research, prognostizierte.

Einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten dabei Erfindungen wie der Mewis-Duct, für den die beiden Schiffbauingenieure Friedrich Mewis und Dirk Lehmann in der SMM-Woche den Deutschen Umweltpreis erhalten haben. Dank des Strömungsoptimierers, den Becker Marine Systems anbietet, wurden weltweit bereits mehr als zwölf Millionen Tonnen CO2 eingespart. Geschäftsführer Henning Kuhlmann war froh, dass die SMM wieder im gewohnten Rahmen stattfinden konnte: „Nirgendwo treffen Kunden, Lieferanten und Marktbegleiter so geballt aufeinander wie bei dieser wichtigen Messe. Wir haben nicht nur alte Bekannte getroffen, sondern auch viele neue Gesichter gesehen, es wurde an bestehende Projekte angeknüpft, wir haben aber auch wichtige neue Aufträge gezeichnet“, sagte er. Kuhlmanns Fazit: „Die SMM ist und bleibt für Becker die wichtigste Schiffbaumesse der Welt.“

Das sieht auch der VDMA so, der das Potenzial von E-Fuels zur Defossilisierung der Schifffahrt in den Mittelpunkt seiner Messepräsenz gestellt hat – unter anderem mit einer Power-to-X-Roadmap. „Für uns als Branchenverband steht die SMM als Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft im Fokus unserer Aktivitäten. Wir sind stolz darauf, einen Beitrag dazu zu leisten, dass die SMM die Qualität und Internationalität erreicht, die wir alle so sehr schätzen“, sagte Hauke Schlegel, Geschäftsführer VDMA – Marine Equipment and Systems.

Vernetzung und Know-how-Transfer im Rahmenprogramm

Flankiert wurde die Expo erneut von hochkarätig besetzten Fachkonferenzen, die Themenfelder wie Digitalisierung (Maritime Future Summit), Meeresforschung (Offshore Dialogue) sowie Sicherheit und Verteidigung (International Conference on Maritime Security & Defense) adressierten. Besondere Aufmerksamkeit erfuhr in diesem Jahr der Umweltkongress gmec (the global maritime environmental congress): Eines der Panels war erstmals einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Umweltschützer und Verantwortliche aus der Industrie diskutierten über die Verantwortung der Schifffahrt für den Klimaschutz.

Neben der Vertiefung von Fachkenntnissen setzten die SMM-Macher konsequent auf Networking-Formate und schufen mit den neuen „Transition Stages‘“ Ausstellenden eine besondere Bühne für ihre Themen. Die Verleihung des Start-up-Awards und der Maritime Career Market, bei dem junge Talente Kontakte zu interessierten Unternehmen knüpfen konnten, waren weitere Highlights. „Es gibt keine bessere Gelegenheit, sowohl der Öffentlichkeit – einschließlich dem so wichtigen Nachwuchs – als auch den politischen Entscheidungsträgern die Vielfalt und Breite unserer Branche näherzubringen“, bilanzierte Dr. Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik.  

Das bestätigen auch die Umfragen unter den Besuchenden. Danach gaben 97 Prozent an, dass die SMM die wichtigste Messe der maritimen Wirtschaft sei, 86 Prozent wollen das nächste Mal auf jeden Fall wieder dabei sein. 97 Prozent der Besuchenden bestätigen, dass die SMM eine sehr gute Möglichkeit bietet, internationale Kontakte zu knüpfen.

Die nächste SMM findet vom 3. bis zum 6. September 2024 in Hamburg statt.

Kontakt

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